Ich coache Menschen in Trennungsphasen. Mal Menschen, die sich trennen wollen und Angst, vor den Auswirkungen haben oder sehr verantwortungsbewusst sind und von Anfang an mit meiner Unterstützung eine ganz bewusste und wertschätzende Trennung möchten.

Mal Menschen, deren Partner:in die Beziehung beendet hat und die sich nun einem unglaublich hohen Berg gegenüber sehen, manche stehen mitten im buchstäblich Wald und sehen keinen Ausweg mehr, manche ertrinken im Scherbenhaufen.

Das Thema Trennung bringt unglaubliche viele Emotionen mit sich und da fängt es auch schon an. Welche Emotionen nimmst du denn überhaupt wahr?

Was nimmst du überhaupt wahr? 

Mir ging es auch mal so: gut – schlecht – mies drauf – geht so – den Umständen entsprechend – vielleicht noch traurig und das mit der Angst konnte ich auch noch beschreiben.

Darüberhinaus war ich nicht in der Lage, wirklich zu beschreiben, wirklich wahrzunehmen, wie es mir ging. 

Wir leben in einer so schönen schnellen Welt, alles in Trends gefasst, die mit immer schneller werdender Geschwindigkeit vom nächsten Trend abgelöst werden.

In meinem Kopf wimmelt es von Todos, Zielen, Verantwortlichkeiten und Eindrücken meiner Umwelt.

Diese werden immer mehr und ich fühle mich immer weniger in der Lage, diesen vielen Eindrücken aus dem Weg zu gehen.

Wenn ich heute den Weg durch den Park nehme und mich über das viele grün um mich herum freue, dann ist  die Geräuschkulisse zwar selten so naturbelassen, wie ich es gerne hätte, denn die Autos und Bauarbeiten sind allgegenwärtig. Die Vögel müssen echt alles geben, um gehört zu werden. 

Der Park vor meiner Tür ist ein wunderbares Beispiel für das Wahrnehmen von Gefühlen: Wenn ich im Alltag 4 mal am Tag mit meinem Fahrrad den Weg durch den Park nehme, dann sehe ich das allgemeine Grün, sehe ein paar Wasservögel und meistens Menschen. 

Alles in allem, gefällt es mir und für die wenigen Minuten ist es fast immer eine minikleine Entspannung.

Aber richtig wahrnehmen? Fehlanzeige. Ich sehe nur, was in der Kürze der Zeit meine Aufmerksamkeit erobert, dabei bietet dieser kleine Park so unglaublich viel mehr: allein die unzähligen Farben und Farbnuancen, die unglaublich vielen verschiedenen Pflanzen, Tiere und Gerüche.  – die nehmen ich alle nicht wahr.

Und genauso verhält es sich mit unseren Gefühlen. Oberflächlich können wir gut und schlecht auseinanderhalten, dazu sicher noch 5-8 verschiedene negative Gefühlszustände genauer beschreiben und dann sind wir auch schon wieder raus aus dem Park der Gefühle.

Wir haben all unsere ureigenen Gefühle einfach ignoriert. Wir haben ihnen keine Beachtung geschenkt oder um im Marketingdeutsch zu bleiben: die haben meine Awareness nicht gecatcht. 

So schade! Denn was macht dich aus? Wer bist du? Deine Gefühle sind ein Produkt deines ureigenen Ichs. Du bist ihnen nicht einfach ausgeliefert, sondern kannst sie auch noch mitbestimmen, denn sie sind DU.

Deine Gefühle hast du, weil die Situation im Gehirn mit bereits Erlebten oder aber  Achtung! Erlerntem abgeglichen wird. 

Alles, was du in deiner Erziehung, aus deinem Umfeld, von deinen dir nahestehenden Menschen mitbekommst, beeinflusst deine Gefühlswelt. Dabei ist es unerheblich, wann du die Erfahrung machst.

So können Erfahrungen und Erlebnisse und Erlerntest aus deiner Kindheit, sogar dein Geburtserlebnis, deine Gefühle viele Jahre, Jahrzehnte später, beeinflussen.

Das oft zitierte inneren Kind ist also schon wichtig. Wenn du dich besser verstehen möchtest. Sonst nicht. 

Oftmals reicht es bereits, sich mit den für dich wichtigen ein, zwei Erlebnissen noch einmal auseinanderzusetzen. Das kann das eine Erlebnis als kleines Kind gewesen sein oder etwas Einschneidendes aus der Jugend. 

Vielleicht sind es auch sogenannte Glaubenssätze, die deine Gefühle beeinflussen: Was haben deine Eltern, deine Geschwister, Menschen, die dir nahestehen für Einstellungen, was glauben sie, wie verhalten sie sich?

Und was kannst du daran ändern? Du kannst dir die Einstellungen und die Auswirkungen auf dich bewusst machen: Glaubst du wirklich, was du glaubst und fühlst oder sind es „fremdgesteuerte“, von anderen Menschen übernommene Glaubenssätze.

Wenn ein Mensch von einem anderen betrogen wird, dann gibt es in unserer Gesellschaft oft ein klares Bild von Täter und Opfer: Oh, der Arme all die Jahre hat sie ihn immer wieder betrogen. 

Was wenn der Betrogene sich dem nicht unterordnet, sondern weiterhin ein verbundenes, freundschaftliches Verhältnis pflegt? Dann erlebt derjenige gern mal Sprüche wie: „Das darfst du dir nicht gefallen lassen“. „Sei kein Trottel, die nimmt dich nur aus!“ „Hau mal auf den Tisch“

Wer hat Recht? Beide Seiten. Was ist für dich richtig? Der Weg, der sich für dich gut anfühlt. Und hier ist die entscheidende Stelle. Ich muss also wissen, was sich für mich gut anfühlt. Welche Gefühle habe ich? Welche will ich? Welche Bedürfnisse habe ich?

Das war für mich der Unterschied: zu verstehen, was ich fühle und warum. 

Das war für mich der erste wirklich wichtige Schritt zu mehr Selbstbestimmtheit.

Bild von Alexandra Haynak auf Pixabay